Wenn Sie einen neuen Job antreten, beginnt nicht nur ein neuer Abschnitt in ihrem Leben, sondern auch die Probezeit. Dieses Probearbeitsverhältnis dauert meist sechs Monate an, in denen sowohl Sie als auch Ihr Arbeitgeber gelockerte Kündigungsbedingungen haben. Diese Zeit ist häufig geprägt von einer gewissen Unsicherheit und Arbeitnehmer gehen mit großer Anspannung in das anschließende Probezeitgespräch. Wir zeigen Ihnen im folgenden Artikel, wie so ein Probezeitgespräch abläuft und welche Chancen und Risiken sich für Sie daraus ergeben.
Das Wichtigste in Kürze:
- In einem Gespräch zur Probezeit finden Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam heraus, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn ergibt und ein regulärer Arbeitsvertrag geschlossen wird.
- Die Gespräche finden am Ende der Probezeit statt und sollten im Idealfall aus gegenseitigen Fragen und Erklärungen bestehen.
- Sie sollten sich während eines Probezeitgespräches nicht verstellen, sondern offen und ehrlich Ihre Erfahrungen und Kritikpunkte anbringen.
- Nutzen Sie das Gesprächauch dazu, sich selbst wichtige Fragen zu Ihrer neuen Tätigkeit und Ihrem Entwicklungspotential zu stellen.
Wissenswertes zur Probezeit
Ein Probezeitgespräch ist natürlich nur dann notwendig, wenn im Arbeitsvertrag auch eine Probezeit vereinbart wurde. Häufig beträgt die Probezeit eine Dauer von sechs Monaten. Es kann aber auch abweichende Regelungen geben. Hintergrund der Probezeit ist es, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich kennenlernen und sich bei weniger guter Zusammenarbeit schneller wieder trennen können.
Das wohl wichtigste Merkmal einer Probezeit ist der gelockerte Kündigungsschutz. Statt mit drei Monaten Vorlauf, kann in der Probezeit von beiden Seiten mit nur zwei Wochen Vorlauf gekündigt werden. Eine Angabe von Gründen ist in diesem Fall nicht erforderlich. Meist entscheidet sich aber erst im Probezeitgespräch, wie es mit der Zusammenarbeit weitergeht.
Schon gewusst?
Es gibt keine gesetzliche Vorschrift zur Probezeit. Es handelt sich um eine inhaltliche Möglichkeit im Rahmen des Arbeitsvertrages und kann daher auch weggelassen werden oder in der Länge variieren. Ausnahme: Die Probezeit während einer Ausbildung.
Ablauf eines Probezeitgespräches
Wenn es zum Ende der Probezeit hin zum Übernahmegespräch kommt, soll darin abschließend geklärt werden, ob der Arbeitsvertrag regulär verlängert und aus der Anstellung auf Probe eine feste Beschäftigung wird.
Ein gutes und faires Probezeitgespräch besteht aus einem ehrlichen Austausch über die Erfahrungen der letzten Monate und die Erwartungen an die Zukunft. Viele Arbeitgeber lassen leider oft zu wenige Gegenfragen zu und bringen den Mitarbeiter in eine Defensivposition. Soll aber aus der Anstellung auf Probe eine Festanstellung werden, ist ein Gespräch auf Augenhöhe für die weitere Zukunft sinnvoll. Hierbei sollten beide Seiten ausreichend zu Wort kommen und auch offene Fragen stellen können.
Entgegen eines weit verbreiteten Irrtums steht vor einem Probezeitgespräch keinesfalls immer schon fest, ob die Anstellung Bestand haben wird. Sowohl Sie als auch Ihr Chef können das Gespräch nutzen, um Missverständnisse zu beseitigen und klare Fronten zu schaffen.
Das Probezeitgespräch aus Arbeitgebersicht
Um die Bedeutung und die Inhalte eines Probezeitgespräches besser zu verstehen, sollten Sie sich kurz in die Perspektive Ihres Arbeitgebers versetzen. Dieser hat sie bei Ihrer Arbeit in den vergangenen sechs Monaten beobachtet und kennt viele Ihrer fachlichen Qualitäten. Er weiß allerdings nicht, wie Sie die Zeit im Unternehmen einschätzen und ob Sie zufrieden waren.
Aus diesem Grund wird Ihr Chef (oder ein Personalmanager) offene Fragen stellen. Diese können nicht mit einem knappen „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden, sondern sollen emotionale und ausführliche Antworten hervorbringen. Aus diesen liest der Arbeitgeber dann Wissenswertes über Ihre Zufriedenheit und Ihre Arbeitsmotivation.
Eine typische Frage im Probezeitgespräch ist: „Was hat Ihnen nicht gefallen?“. In so einer Situation kommt es auf Fingerspitzengefühl an. Denn antworten Sie auf diese Frage zu ausschweifend oder rutscht Ihnen unkontrolliert eine unglückliche Formulierung raus, entsteht im Gespräch eine negative Grundstimmung, die sich zu Ihrem Nachteil auswirken kann.
Im Gegenzug dürfen und sollten Sie als Arbeitnehmer auch Fragen stellen. Nutzen Sie diese Gelegenheit, aber verstellen Sie sich nicht zu sehr. Schließlich müssen auch Sie zufrieden mit der Arbeitsstelle sein und dürfen in einem Probezeitgespräch Ihre Sorgen und Anmerkungen offen zum Ausdruck bringen.
Was Sie beim Probezeitgespräch beachten sollten
Ein Probezeitgespräch ist keine Einbahnstraße. Nicht nur das Unternehmen soll prüfen, ob der Mitarbeiter der Richtige für die jeweilige Position ist. Auch Sie als Arbeitnehmer sollten die Probezeit und das Probezeitgespräch nutzen, um sich über wichtige Punkte klar zu werden.
Niemals sollten Sie sich in der Probezeit anders verhalten als sonst, nur um einen guten Eindruck zu machen. Wer sich verstellt, wird auf lange Sicht nie wirklich glücklich.
Vielmehr sollten Sie am Ende der Probezeit das Gespräch nutzen, um folgende Fragen für sich zu beantworten:
- War Ihre Tätigkeit tatsächlich so, wie es Ihren Vorstellungen und Ihren Qualifikationen entsprach? Fühlten Sie sich über- oder unterfordert, dann sprechen Sie dies unbedingt im Gespräch an.
- Können Sie sich mit der Unternehmensphilosophie und der Art der Mitarbeiterführung identifizieren? Die meisten Reibungspunkte entstehen nicht im fachlichen, sondern eher im zwischenmenschlichen Bereich – etwa zwischen Ihnen und dem Vorgesetzten.
- Parallel dazu: Wie gut sind Sie mit Ihren Kollegen ausgekommen? Die Arbeit kann noch so toll sein, wenn das Kollegium Ihnen Probleme macht, werden Sie auf Dauer nicht glücklich werden. Sprechen Sie Probleme also offen im Probezeitgespräch
- Sehen Sie Entwicklungsperspektiven für sich? Wenn Sie eine steile Karriere anstreben, sollte das neue Unternehmen dies auch ermöglichen. Fragen Sie konkret nach Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.
- Wie beeinflusst die neue Stelle ihr Privatleben? Längere Anfahrtswege, ungünstige Arbeitszeiten, viele Überstunden – gerade als Neuling kann eine neue Stelle das Privatleben stark beeinflussen. Sprechen Sie auch darüber in Ihrem Probezeitgespräch.
Kurz und knapp: Probezeitgespräch
Ein Probezeitgespräch am Ende einer Probezeit dient der Klärung, ob und inwieweit eine weitere Zusammenarbeit Sinn ergibt. Für den Arbeitgeber ist ein Probezeitgespräch eine gute Möglichkeit, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen und abzuschätzen, wie gut ein Mitarbeiter ins Team passt. Für Sie als Arbeitnehmer ist ein Probezeitgespräch ideal, um sich wichtige Fragen zur eigenen Zufriedenheit und zur Zukunftsfähigkeit der neuen Beschäftigung zu stellen.