Das Thema Langzeitarbeitslosigkeit begleitet manche Menschen viele Jahre. Oftmals scheint der Weg zurück in die Arbeitswelt für Langzeitsarbeitslose schier unmöglich. Dabei stehen die Chancen auf einen erfolgreichen und nachhaltigen Wiedereinstieg mit den richtigen Maßnahmen durchaus gut. Wir verraten Ihnen, welche Fördermöglichkeiten sowohl Langzeitarbeitslose als auch Arbeitergeber haben und warum eine Weiterbildung oder Umschulung die Chancen auf dem Arbeitsmarkt um ein Vielfaches erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Als Langzeitarbeitslose werden Menschen bezeichnet, die mindestens zwölf Monate lang arbeitslos sind.
- Es gibt diverse Fördermöglichkeiten bei Langzeitarbeitslosigkeit: Sowohl das Jobcenter als auch die Agentur für Arbeit bieten Langzeitarbeitslosen und Arbeitgebern finanzielle Unterstützung an.
- Eine Weiterbildung oder Umschulung ist eine sinnvolle Investition. So können Langzeitarbeitslose die bereits bestehenden Fähigkeiten erweitern oder einen neuen Beruf erlernen.
- Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen, welche das Ziel haben, die Langzeitarbeitslosigkeit zu beenden, können zum Beispiel mittels eines Bildungsgutscheins gefördert werden.
Was versteht man unter Langzeitarbeitslosigkeit?
Laut Sozialgesetzbuch spricht man bei Menschen, die mindestens seit einem Jahr oder länger arbeitslos sind, von Langzeitarbeitslosen. Auch eine Krankheit, eine Teilnahme an einer Maßnahme zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung nach § 45 oder eine sonstige Nicht-Erwerbstätigkeit von bis zu sechs Wochen unterbrechen die Langzeitarbeitslosigkeit nicht.
Laut Statista, einem der führenden Anbieter für Markt- und Konsumentendaten, gibt es aktuell durchschnittlich rund 785.000 Langzeitarbeitslose in Deutschland. Allerdings zeigt die Entwicklung der letzten Jahre einen deutlichen Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit. Zum Vergleich: Im Jahr 2007 gab es mehr als 1,7 Millionen Menschen, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen waren.
Werden Langzeitarbeitslose vom Amt gefördert?
Um Langzeitarbeitslosigkeit zu beenden und Betroffenen eine nachhaltige Eingliederung in den modernen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, bieten sowohl die Arbeitsagentur als auch das Jobcenter aktiv finanzielle Unterstützung für Langzeitarbeitslose an. So können Langzeitarbeitslose zum Beispiel einen Bildungsgutschein erhalten, um eine Weiterbildung oder Umschulung anzutreten. Die Bildungsmaßnahme sollte das Ziel verfolgen, die Langzeitarbeitslosigkeit langfristig zu beenden.
Ihr persönlicher Ratgeber
Sie sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen? Erfahren Sie jetzt mehr über den Bildungsgutschein und informieren Sie sich über die fünf wichtigsten Schritte, die Sie bei Ihrem Antrag beachten müssen.
Auch Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslose für mindestens zwei Jahre sozialversicherungspflichtig beschäftigen, werden durch folgende Maßnahmen gefördert:
- Lohnkostenzuschuss: Arbeitgeber erhalten im ersten Jahr einen Zuschuss in Höhe von 75% des gezahlten Arbeitsentgelts und im zweiten Jahr 50%. Bei Menschen, die viele Jahre von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen waren und Arbeitslosengeld II bezogen haben, gibt es sogar einen Lohnkostenzuschuss für bis zu fünf Jahre.
- Coaching: Das Jobcenter übernimmt die Kosten für eine beschäftigungsbegleitende Maßnahme, damit der neue Mitarbeiter bzw. die neue Mitarbeiterin erfolgreich in den Arbeitsalltag und das Unternehmen integriert wird.
- Weiterbildung und Umschulung: Die Kosten für eine berufliche Qualifizierung des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin können bis zu 100% übernommen werden.
Schon gewusst?
Die Art und der Umfang der Förderleistungen für Langzeitarbeitslose wird durch das sogenannte Teilhabechancengesetz § 16e SGB II „Eingliederung von Langzeitarbeitslosen“ geregelt.
Langzeitarbeitslosigkeit beenden durch berufliche Qualifizierung
Einer der häufigsten Gründe für Langzeitarbeitslosigkeit ist in der Regel die fehlende Qualifikation. Um Betroffenen aus dieser Situation herauszuhelfen, gibt es mittlerweile für Langzeitarbeitslose aktive Unterstützung von Seiten des Jobcenters und der Agentur für Arbeit. Eine Maßnahme zur beruflichen Qualifizierung ist dabei der wichtigste Schritt, um die Langzeitarbeitslosigkeit effektiv und vor allem langfristig zu bekämpfen.
Während der Jobsuche stellen sowohl der Arbeitsvermittler als auch der Langzeitarbeitslose relativ schnell fest, welche beruflichen Qualifikationen fehlen, um einen neuen Job zu finden. Je nachdem, ob Sie als Langzeitarbeitsloser bereits Berufserfahrung bzw. eine Berufsausbildung haben oder nicht, kommen verschiedene Optionen infrage.
Bürgergeld statt Hartz IV
Seit dem 01. Januar 2023 löst das Bürgergeld das bisherige Arbeitslosengeld II (ALG II) bzw. Hartz IV ab. Mit Einführung des Bürgergeldes haben Sie während der Teilnahme an einer Umschulung oder Externenprüfung Anspruch auf ein zusätzliches Weiterbildungsgeld in Höhe von 150€ pro Monat. Lesen Sie unsere Bürgergeld-Themenseite, um mehr über die Neuerungen zu erfahren.
Berufliche Weiterbildung für Langzeitarbeitslose
Mit einer modularen Weiterbildung können Langzeitarbeitslose unter anderem ihre bereits vorhandenen Kenntnisse aus der Vergangenheit ausbauen oder spezialisieren. Darüber hinaus haben Sie aber auch die Möglichkeit, wichtige Grundkompetenzen zu erlernen, die Sie in der heutigen Arbeitswelt einen großen Schritt nach vorne bringen. Dazu gehören zum Beispiel Kurse, die sich auf Ihre Berufseignung, auf die Digitalisierung der Arbeitswelt oder auch auf eine weitere bevorstehende Maßnahme, wie etwa eine Umschulung, spezialisieren.
Umschulung mit IHK Abschluss für Langzeitarbeitslose
Bei einer Umschulung haben Langzeitarbeitslose die Chance, sich Schritt für Schritt auf die bevorstehenden Aufgaben im Berufsleben vorzubereiten. Sie erlernen dabei einen neuen Beruf und erlangen einen anerkannten IHK Abschluss, der Ihre Aussichten auf dem Arbeitsmarkt deutlich erhöhen wird. Somit steht einem beruflichen Neustart nichts mehr im Weg.
Expertentipp
Weiterbildung vs. Umschulung: Erfahren Sie, worin genau der Unterschied liegt und werfen Sie außerdem einen Blick in unser umfangreiches Kursangebot für Arbeitssuchende. Wir informieren Sie über die vielseitigen beruflichen Möglichkeiten, die auch für Langzeitarbeitslose sehr interessant sind.
Hilfreiche Tipps für Langzeitarbeitslose
Sie sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen und wissen nicht, wie Sie am besten vorgehen sollen, um etwas dagegen zu tun? Folgende Tipps können Ihnen weiterhelfen, damit Ihre Jobsuche zum Erfolg wird:
- Gehen Sie aktiv auf das Jobcenter oder die Agentur für Arbeit zu. Die erfahrenen Arbeitsvermittler stehen Ihnen beratend zur Seite und klären Sie ausführlich über die Maßnahmen zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt auf.
- Informieren Sie sich im Voraus über Berufsbilder, die Ihren Kompetenzen oder Interessen entsprechen und für Sie möglicherweise in Frage kommen.
- Erweitern Sie Ihr Netzwerk und sprechen Sie mit Menschen, um Erfahrungen auszutauschen und sich hilfreiche Ratschläge einzuholen. Im Idealfall gelangen Sie über einen Kontakt vielleicht sogar an einen potentiellen Arbeitgeber.
- Glauben Sie an sich und an Ihre Stärken. Mit der richtigen Einstellung können Sie die Langzeitarbeitslosigkeit beenden und Ihre persönlichen Ziele erreichen.
- Kontaktieren Sie uns und vereinbaren Sie ein kostenloses Beratungsgespräch. Wir informieren Sie über mögliche Bildungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose, die Ihnen dabei helfen, beruflich wieder Fuß zu fassen.
Kurz und knapp: Chancen bei Langzeitarbeitslosigkeit
Viele Langzeitarbeitslose beginnen nach einiger Zeit zu resignieren. Sobald eine Jobabsage nach der nächsten folgt, sehen Betroffene keine Aussicht mehr auf Erfolg. Eine Weiterbildung oder Umschulung hilft arbeitslosen Menschen, diese Situation zu meistern und die Langzeitarbeitslosigkeit erfolgreich zu beenden. Das Jobcenter und die Agentur für Arbeit fördern solche beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen und stehen Langzeitarbeitslosen unterstützend zur Seite.