Eine Gehaltsverhandlung benötigt immer viel Fingerspitzengefühl. Sie sollten stets gute Gründe für eine Gehaltsnachbesserung haben und auch das Timing sollte stimmen. Vor allem aber müssen Ihre Forderungen realistisch sein. Natürlich spielen Qualifikationen, Leistung und Unternehmenszugehörigkeit eine Rolle. Doch Ihr Arbeitgeber muss die Erhöhung auch stemmen können. Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt und wie viel eine Gehaltserhöhung bringen kann.
Das Wichtigste in Kürze:
- Es gibt abgesehen von tariflichen Regelungen keine Pflicht zur Gehaltserhöhung. Das bedeutet, Ihr Gehalt ist prinzipiell frei verhandelbar.
- In der Praxis sind mehrere Jahre Unternehmenszugehörigkeit allein oft kein ausreichender Grund für eine Gehaltserhöhung. Besser sind gute Leistungen und Fortbildungserfolge.
- Das Wieviel einer Gehaltserhöhung wird durch die eigene Leistung und den branchenüblichen Lohn, aber auch durch die Situation des Unternehmens bestimmt.
- Argumentieren Sie in einer Gehaltsverhandlung vor allem sachlich und setzen Sie ein leicht überhöhtes Anfangsgebot an.
Welche Gehaltsvorstellung ist realistisch?
Es ist sehr schwer, einen pauschalen, prozentualen Wert zu nennen, den Sie anstreben sollten. Es kommt ganz auf Ihren derzeitigen Lohn, den durchschnittlichen Lohn für Ihre Position und auf viele weitere Faktoren an. Grundsätzlich haben Sie die besten Karten, wenn Sie von einem Mitbewerber abgeworben worden sind. Hier kann mehr Gehalt ein sehr überzeugendes Argument für den Wechsel sein. Bis zu 20 Prozent mehr Gehalt sind durchaus realistisch.
Bei längerer Betriebszugehörigkeit und guten Leistungen oder gar Beförderungen sind die Aussichten auf bis zu zehn Prozent mehr Gehalt gegeben. Die Chancen erhöhen sich zudem, wenn Sie neue Aufgabenbereiche übernommen haben oder sich entscheidend berufsbegleitend weitergebildet haben. Läuft es beim Unternehmen vielversprechend und es wurden erfolgreiche Projekte abgeschlossen, steigen Ihre Chancen ebenso wie bei einer unternehmensweiten Lohnerhöhung für alle.
Bedenken Sie bei der Formulierung der Gehaltserhöhung bitte stets die Möglichkeiten Ihres Arbeitgebers. Eine mittelständische Firma im ländlichen Raum kann nicht dieselben Gehälter bezahlen wie ein Großkonzern in Hamburg oder München.
Wie viel Gehaltserhöhung pro Jahr: Wie wichtig ist die eigene Berufserfahrung?
Wie viel Gehaltserhöhung wirklich drin ist, kommt in den wenigsten Fällen allein auf die Zeit an, die Sie im betreffenden Unternehmen gearbeitet haben. Eine regelmäßige Lohnanpassung, um die Inflation auszugleichen, gibt es allerdings bei vielen Betrieben. Doch das ist im engeren Sinne keine Gehaltserhöhung, da Ihnen inflationsbereinigt davon kaum etwas bleibt, um Ihre Kaufkraft zu steigern.
In jedem Fall aber ist eine Treue zum Unternehmen ein gutes Zusatzargument. Bauen Sie Ihre Argumentation aber nicht nur darauf auf. Konzentrieren Sie sich lieber auf Ihre Stärken und Ihre Leistungen und formulieren Sie in etwa so:
„Ich bringe konstant gute Leistungen und helfe dabei, den Umsatz stetig zu steigern. Das tue ich schon seit vielen Jahren. Seit 2012, als ich hier angefangen habe, konnten wir den Gewinn fast verdoppeln. Ich glaube, das rechtfertigt eine Gehaltserhöhung von zehn Prozent für mich.“
Gehaltserhöhung erst nach drei Jahren?
In vielen Ratgebern zum Thema Gehalt und Gehaltsverhandlung lesen Sie von der Unsitte bei einem Unternehmen in den ersten drei Jahren nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Vergessen Sie diese Faustregel lieber. Der ideale Zeitpunkt für eine Gehaltsnachbesserung setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen.
Läuft es gerade richtig rund in der Firma und die Wirtschaftslage ist gut, können Sie auch nach weniger als drei Jahren Mitarbeit nach einer Gehaltserhöhung fragen. Das gilt vor allem dann, wenn Sie mit starken Leistungen einen hohen Anteil am Erfolg hatten. Im Umkehrschluss kann die Lage nach drei Jahren gerade schlecht sein und Sie sollten sich eine Nachfrage nach mehr Geld lieber eine Weile verkneifen.
Gehaltserhöhung: Wie viel mehr müssen Sie leisten?
Wie viel eine Gehaltserhöhung Ihnen letztlich einbringt, ist Verhandlungssache. Wichtig ist aber zunächst, dass Ihr Chef die generelle Bereitschaft zeigt, Ihnen überhaupt mehr Geld zu zahlen. Dazu sollten Sie ihn vor allem mit nachweisbaren Leistungen überzeugen. Erstellen Sie eine sogenannte Leistungsmappe und heben Sie dabei folgende Punkte hervor:
- Leistungen zur Umsatzsteigerung
- Leistungen zur Kundengewinnung
- Leistungen zur Einsparung oder Prozessoptimierung
- Mehrleistungen wie Überstunden
Je mehr zählbare Leistungen auf Ihrer Haben-Seite stehen, umso eher kann Ihr Chef dies in nackte Zahlen ummünzen. Verzichten Sie also auf vage Formulierungen oder auf persönliche Lebensumstände. Sie bekommen keine Gehaltserhöhung, weil Sie privat Kredite bedienen müssen. Aber Sie bekommen eine, weil Sie geschäftlich Umsatz gemacht haben.
Unser Tipp: Mehr Gehalt durch berufliche Weiterentwicklung
Eine von Ihnen angestrebte, zusätzliche Qualifikation kann die Chancen auf eine Gehaltserhöhung ebenfalls deutlich steigern. Wie wäre es etwa mit einem 3-tägigen Intensiv-Workshop oder einem berufsbegleitenden Seminar mit anerkanntem IHK-Abschluss?
Verhandeln der Gehaltserhöhung: Wie viel Argumentation es braucht
Ob es zu einer Gehaltserhöhung kommt und wie viel Geld Sie dann monatlich mehr auf dem Konto haben, hängt auch von Ihrer Vorbereitung ab. Gehen Sie keinesfalls unvorbereitet in das Gehaltsgespräch, sondern informieren Sie sich vor allem über folgende Punkte:
- Was verdient man durchschnittlich in meiner Position?
- Wie ist die wirtschaftliche Lage meines Unternehmens?
- Was spricht für mich?
- Welche Gegenargumente könnten aufkommen?
Tricks bei der Gehaltsverhandlung
Der ideale Zeitpunkt
Richten Sie sich beim Tageszeitpunkt nach den Vorlieben des Chefs. Ist er ein Morgenmuffel, sollten Sie das Gespräch nicht auf den frühen Morgen legen. Ist er sichtlich guter Laune, streben Sie einen zeitnahen Termin an. Oft eignen sich auch Termine kurz vor dem Wochenende. Vor allem dann, wenn die Woche gut verlaufen ist.
Der Eröffnungseffekt
Formulieren Sie stets das erste Gehaltsgebot und erhöhen Sie dieses ein wenig. Ihr Chef wird Sie grundsätzlich herunterhandeln, sich dabei aber immer am ursprünglichen Gebot orientieren. Je höher dieses ausfällt, umso wohler fühlt sich der Chef bei der Summe, die Sie eigentlich im Sinn haben.
Die 2-3-1 Strategie
Argumentieren Sie zunächst mit einem guten, dann mit einem schwächeren Argument. Heben Sie sich das beste Argument aber bis zum Schluss auf. Dieses hallt dann bei Ihrem Gegenüber länger nach und beeinflusst bestenfalls seine Entscheidungsfindung.
Der Besserwisser-Trick
Geben Sie ein bewusst zu hoch gegriffenes Gehalt an und argumentieren Sie wahrheitsgemäß, warum Sie glauben, dieses zu verdienen. Ihr Chef wird Sie berichtigen und auf Basis Ihrer Argumentation ein Gegenangebot machen. Dieses sollte im Optimalfall Ihrem eigentlichen Zielgebot entsprechen. Da der Gegenvorschlag aber vom Chef kam, kann er es nun nicht mehr ablehnen.
Kurz und knapp: Gehaltserhöhung - Wie viel mehr?
Je nach individueller Situation haben sich in der Praxis 5 bis 10 Prozent mehr Gehalt als realistisch erwiesen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Ihre Leistung spielt dabei eine weitaus größere Rolle als die reine Dauer der Betriebszugehörigkeit. Bis zu 20 Prozent mehr erhalten Sie in der Regel nur nach Beförderungen oder wenn Sie von einem Mitbewerber abgeworben worden sind.