Die emotionale Intelligenz, oft auch als empathische Intelligenz oder EQ bezeichnet, wurde in der Arbeitswelt lange Zeit unterschätzt. Neben der fachlichen Kompetenz ist diese Eigenschaft heute aber immer häufiger ein entscheidendes Kriterium für die Einstellung von neuem Personal - insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen. Warum emotionale Intelligenz im Job wichtig ist, welche Kompetenzen mit diesem Begriff zusammenhängen und ob diese Eigenschaft erlernbar ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Das Wichtigste in Kürze:
- Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, Emotionen korrekt wahrzunehmen, sie richtig einzuordnen und zweckvoll zu beeinflussen.
- Fünf Merkmale machen emotionale Intelligenz aus: Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Empathie, Motivation und soziale Kompetenz.
- Führungspersönlichkeiten sollten in der Regel ein hohes Maß an empathischer Intelligenz besitzen. Aber auch Personen, die häufig im Team arbeiten, profitieren davon, wenn sie Emotionen anderer besser einordnen und beeinflussen können.
Was ist emotionale Intelligenz und wie äußert sie sich?
Die emotionale oder empathische Intelligenz, kurz EQ, beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, die eigenen Emotionen sowie die Gefühle anderer Menschen korrekt wahrzunehmen, richtig einzuordnen und zweckvoll zu beeinflussen.
Emotionale Intelligenz beginnt mit dem Nachdenken über die eigenen Gefühle: Wie kommen bestimmte Gefühlsregungen zustande? Wie viel Platz nehmen Emotionen bei meinen Entscheidungen ein? Wie ändert sich mein Gemütszustand in bestimmten Stress- oder Drucksituationen?
Es gibt eine ganze Reihe an Fragen, mithilfe derer Menschen Schritt für Schritt ihre eigenen Emotionen kennenlernen und letztlich besser verstehen können. Wer sich seinen eigenen Gefühlen bewusst wird, erlangt auch die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen korrekt wahrzunehmen, richtig einzuordnen und unter Umständen auch sinnvoll zu beeinflussen.
Menschen mit ausgeprägter emotionaler Intelligenz sind typischerweise sehr empathisch und darüber hinaus besonders gut in der Lage, ihre eigenen Emotionen zu kontrollieren. Sie können in der Regel gut mit Kritik umgehen und schätzen diese nicht als Beleidigung, sondern als wohlwollende Hilfestellung ein.
Was sind die Merkmale emotionaler Intelligenz?
Der amerikanische Psychologe Daniel Goleman hat sich im Laufe der 1990er Jahre mit der emotionalen Intelligenz des Menschen auseinandergesetzt und dabei fünf Wesensmerkmale identifiziert:
- Selbstwahrnehmung/Selbstbewusstsein: Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit eines Menschen, die eigenen Gefühlsregungen sowie Bedürfnisse zu verstehen und anzunehmen. Die Person ist darüber hinaus in der Lage, die Wirkung der eigenen Aussagen und Handlungen auf andere Menschen objektiv einschätzen zu können.
- Selbstregulation/Selbststeuerung: Anhand der Selbstregulierung gelingt es Menschen, eigene Emotionen in Bezug auf eine übergeordnete Sache anzupassen beziehungsweise unterzuordnen.
- Empathie: Menschen mit Empathie erkennen die emotionalen Befindlichkeiten anderer und reagieren darauf in angemessener und adäquater Weise. Ihnen gelingt es, die Gefühle der anderen Person zu verstehen, sodass sie sich in die Situation hineinversetzen können.
- Motivation: Hierbei handelt es sich um die Eigenschaft, sich selbst sowie weitere Menschen für eine bestimmte Aufgabe oder Zielsetzung zu motivieren. Die Kenntnis der eigenen emotionalen Struktur sowie die korrekte Einordnung der Bedürfnisse und Potentiale anderer Menschen ermöglichen es, überzeugende Motivationsanreize zu schaffen.
- Soziale Kompetenz: Menschen mit sozialer Kompetenz fällt es leicht, Kontakte zu knüpfen, Beziehungen zu kultivieren und dauerhaft aufrecht zu erhalten. Darunter fällt beispielsweise auch die Fähigkeit, funktionierende Teams zusammenzustellen und zu leiten.
Wie kann ich emotionale Intelligenz erlernen?
Im Normalfall verfügt jeder Mensch über ein gewisses Maß an emotionaler Intelligenz. Statt emotionale Intelligenz zu erlernen, geht es vielmehr darum, die oben genannten Merkmale weiter auszubauen. Das heißt also, dass Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Selbstmotivation, Empathie sowie soziale Kompetenz durch bestimmte Maßnahmen gezielt trainiert werden können. Lesen Sie beispielsweise ein Buch und versuchen Sie sich in die Rolle der Protagonistin oder des Protagonisten hineinzuversetzen. Führen Sie außerdem häufiger Gespräche mit Ihren Mitmenschen und achten dabei aufmerksam auf den Gesprächsverlauf sowie auf die Reaktionen vom Gegenüber.
Je mehr Sie mit den Emotionen anderer Menschen in Berührung kommen, desto eher lernen Sie, mit welchen Aussagen und Handlungen Sie welche Reaktionen hervorrufen. So trainieren Sie nachhaltig Ihre Empathie und gleichzeitig auch Ihre soziale Kompetenz.
Selbstwahrnehmung sowie Selbstregulierung sind laut Goleman hingegen Merkmale, die hauptsächlich durch Selbstreflexion geschult werden können. Denken Sie zum Beispiel über eine konkrete Situation in Ihrem Leben nach, in welcher Ihre Emotionen Ihr Handeln maßgeblich bestimmt haben:
- Wie wollten Sie eigentlich vorgehen?
- Was war Ihr ursprüngliches Ziel beziehungsweise was wollten Sie erreichen?
- Wie hat sich Ihre emotionsgeleitete Handlung möglicherweise auf andere Menschen ausgewirkt?
- Wurde das Ziel erreicht oder ist das Ergebnis der Handlung von der Zielsetzung abgewichen?
Reflektieren Sie regelmäßig solche Situationen aus Ihrem Alltag. Das können beispielsweise auch Streitgespräche innerhalb der Familie oder allgemeine Diskussionen über politische Inhalte sein. Auf diese Weise werden Sie nicht nur sich selbst besser kennen lernen, sondern auch Ihre Mitmenschen. Sie lernen außerdem, Ihr Ausdrucksverhalten und damit auch Ihre Emotionen an die jeweilige Situation anzupassen.
Darum ist empathische Intelligenz im Job so wichtig
Die emphatische Intelligenz ist immer dann gefragt, wenn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in einem Unternehmen interagieren. Es kann der Smalltalk am Kaffeeautomaten, ein wichtiges Teamprojekt oder das wöchentlich stattfindende Meeting sein.
Auf der Arbeit kann Stress, Hektik und Zeitdruck immer wieder zu Spannungen zwischen Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen führen. Diese können wiederum negativen Einfluss auf ihre Arbeitsleistung haben. Wer jedoch über eine ausgeprägte emotionale Intelligenz verfügt, hat die besseren Voraussetzungen, in solchen Phasen ruhig zu bleiben und den Fokus nicht auf die Emotionen zu lenken. Hier spielen die Selbstregulation und Selbstwahrnehmung eine tragende Rolle. Sie fördern Ihre Resilienz und helfen dabei, emotional schwierige Situationen zu meistern und lösungsorientiert zu handeln.
Soziale Kompetenz ist nicht nur innerhalb eines Unternehmens wichtig, sondern auch im Kunden- oder Patientenkontakt. Ein offenes Ohr zu haben und sich in die geistige Verfassung des Gegenübers hineinzuversetzen sind oftmals unterschätzte, aber umso wichtigere Fähigkeiten. Wenn beispielsweise ein Kunde unzufrieden mit einem Produkt, so ist soziale Kompetenz und Empathie gefragt. Menschen mit sozialer Intelligenz haben gelernt, die Emotionen von Personen korrekt wahrzunehmen, sie richtig in den Kontext einzuordnen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, welche die aufgebrachten Gefühle beschwichtigen.
Kurz gesagt: Emotionale Anpassung ist der Schlüsselfaktor bei der Ausübung der empathischen Intelligenz. Alle fünf Merkmale stehen nicht für sich allein, sondern sind miteinander verflochten und beeinflussen sich gegenseitig.
Kurz und knapp: EQ bringt Sie im Job weiter
Emotionale Intelligenz nimmt in der heutigen Arbeitswelt immer mehr Platz ein. Arbeitgeber achten nicht mehr nur auf fachliche Kompetenz, sondern ebenso auf emotionale Empathie. Ihre fünf Merkmale sind laut dem amerikanischen Psychologen Daniel Goleman Selbstwahrnehmung, Selbstregulierung, Empathie, Motivation und soziale Kompetenz. Im Kern beschreibt die emotionale Intelligenz die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen korrekt wahrzunehmen, richtig einzuordnen und sinnvoll zu beeinflussen.
Besonders Führungskräfte oder Menschen, die beruflich häufig im Team arbeiten, profitieren von dieser Fähigkeit. Die Umsetzung der emotionalen Intelligenz im Beruf sorgt für eine höhere Produktivität sowie für eine bessere Stimmung unter den Kollegeninnen und Kollegen. Schlussendlich handelt es sich um Vorteile, auf die Arbeitgeber heutzutage immer weniger verzichten wollen.