Die individuelle Persönlichkeit spielt nicht nur bei Einstellungsverfahren eine Rolle. Sie bestimmt vielmehr unser gesamtes Leben. Wer die verschiedenen Ausprägungen seiner Persönlichkeit gut kennt und weiß, damit umzugehen, hat es im Leben – und auch im Job – oft leichter. Das sogenannte Big-Five-Persönlichkeitsmodell kann helfen, sich selbst besser zu verstehen. Jede Big-Five-Persönlichkeit besteht aus fünf Haupteigenschaften, die wir Ihnen im Folgenden erklären und Ihnen zeigen, welche Auswirkungen diese auf Ihre Karriere haben.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Big-Five-Persönlichkeit ist ein Konstrukt aus der Persönlichkeitspsychologie, auch bekannt als OCEAN-Modell, und dient der Beschreibung von fünf Kernelementen des menschlichen Charakters.
- Diese Eigenschaften zählen zu den Big Five: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.
- Die Big-Five-Persönlichkeit wird mit Hilfe eines Fragebogens oder eines Persönlichkeitstests bestimmt, woraus sich konkrete Profile ableiten lassen.
- Je nach Ausprägung gelten bestimmte Charaktere als mehr oder weniger gut geeignet für spezifische Aufgabenfelder.
Die Entstehungsgeschichte der Big-Five-Psychologie
Die Geschichte der Big-Five-Persönlichkeit (OCEAN-Modell) geht zurück bis in die 1930er Jahre. Aus anfänglich rund 18.000 beschreibenden Begriffen wurden fünf Begriffe gefunden, die sehr stabil und unabhängig die Dimensionen der Persönlichkeit eines Menschen beschreiben können.
Dabei handelt es sich um:
- Offenheit / Openess
- Gewissenhaftigkeit / Conscientiousness
- Extraversion / Extraversion
- Verträglichkeit / Agreeableness
- Neurotizismus / Neurotizismus
Obwohl sich die Begrifflichkeiten über die Jahrzehnte leicht verändert haben und jeder Autor gewisse Modifikationen vornahm, gilt das Big-Five-Persönlichkeitsmodell heute als Universalmodell der Persönlichkeitsforschung und wurde in zehntausenden Studien erfolgreich angewendet.
Schon gewusst?
Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell wird oft auch als OCEAN-Modell bezeichnet. Dies begründet sich mit den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen der fünf Dimensionen: Openness, Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness und Neuroticism.
Das Fünf-Faktoren-Modell im Einzelnen
Die Grundlage des Modells ist die Annahme, dass sich die Big-Five-Persönlichkeit aus verschieden starken Ausprägungen der fünf Kernelementen zusammensetzt. Aus den individuellen Verteilungen lassen sich dann konkrete Persönlichkeitsprofile erstellen. Die einzelnen Dimensionen und ihre jeweiligen Ausprägungen sind folgende:
Openess / Offenheit
Die Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen gibt an, wie eine Person sich mit neuen Eindrücken und Erlebnissen auseinandersetzt.
- Ein hoher Offenheitswert zeugt von Wissbegier und Experimentierfreude, aber auch Fantasie und künstlerischem Interesse. Soziale, ethische und politische Normen werden eher hinterfragt und neue Handlungsweisen eher ausprobiert.
- Ein niedriger Offenheitswert zeugt eher von konservativen Einstellungen und hat oft konventionelles Verhalten zur Folge. Bekanntes und Bewährtes hat einen hohen Stellenwert.
Conscientiousness / Gewissenhaftigkeit
Die Gewissenhaftigkeit innerhalb der Big-Five-Persönlichkeit gibt an, über wie viel Selbstdisziplin und Zielstrebigkeit eine Person verfügt und wie gut ihr Selbstmanagement ist.
- Hohe Werte im Bereich Gewissenhaftigkeit zeugen von organisiertem Handeln, großer Sorgfalt und Vorausschau sowie hoher Effizienz und einem ausgeprägten Perfektionismus.
- Geringe Gewissenhaftigkeit resultiert in geringerer Sorgfalt und größerer Nachlässigkeit, aber auch in mehr Spontanität und Unbekümmertheit.
Extraversion / Extraversion
Extraversion im Sinne der Big-Five-Persönlichkeit meint das zwischenmenschliche Verhalten und die Begeisterungsfähigkeit in sozialen Situationen.
- Menschen mit hohen Extraversionswerten sind empfänglicher für Anregungen und Aufregungen und gelten als gesprächig, gesellig, herzlich und optimistisch.
- Personen mit geringer Extraversion – also introvertierte Menschen – sind zurückhaltender und weniger gesellig, sind oft aber auch unabhängiger und auch allein sehr effektiv.
Agreeableness / Verträglichkeit
Verträglichkeit meint im Rahmen der Big-Five-Persönlichkeit die grundsätzliche soziale Einstellung zu den Mitmenschen.
- Hohe Verträglichkeitswerte gehen oft mit Altruismus und Kooperationsfähigkeit sowie mit viel Mitgefühl, Verständnis und Wohlwollen einher.
- Geringe Verträglichkeitswerte hingegen zeugen von mehr Misstrauen und Streitbarkeit sowie einer eher egozentrischen Herangehensweise.
Neurotizism / Neurotizismus
Unter Neurotizismus wird vor allem die Art und Weise verstanden, wie eine Person mit negativen Emotionen umgeht.
- Ein stark ausgeprägter Neurotizismus äußert sich in häufigen und stärker empfundenen Emotionen wie Angst, Anspannung, Nervosität, Unsicherheit oder Verlegenheit.
- Ein weniger stark ausgeprägter Neurotizismus resultiert hingegen oft in mehr Ruhe und Stabilität und damit oft auch mehr Sicherheit und Zufriedenheit.
Wie Sie Ihre Big-Five-Persönlichkeit finden
Um die eigene Big-Five-Persönlichkeit zu bestimmen, wird in der Regel ein umfangreicher Fragebogen benutzt. Seltener kommt auch ein objektiver Persönlichkeitstest zum Einsatz. Der häufigste Test ist der NEO-PI-R-Test mit 240 Items, der kostenpflichtig als Papiervariante sowie online zum Einsatz kommt.
Bei diesen Tests beantworten Sie Fragen zu den fünf Dimensionen der Big-Five-Persönlichkeit mittels einer fünfstufigen Skala. Dafür erhalten Sie Punktwerte, die mit den Normwerten verglichen werden. Im Ergebnis sehen Sie, in welchen Bereichen Sie sich unter Umständen besonders in eine der beiden Richtungen abheben.
Schon gewusst?
Es wird allgemein angenommen, dass Persönlichkeitsmerkmale etwa zur Hälfte auf genetischen Faktoren basieren. Auch für die Faktoren der Big-Five-Persönlichkeit wird eine Erblichkeit von etwa 50 Prozent angenommen.
Karriere und Persönlichkeit: Big Five spielen eine große Rolle
Wer seine Big-Five-Persönlichkeit herausfinden und genauer bestimmen möchte, tut dies oft im Hinblick auf die berufliche Selbstentwicklung. Tatsächlich gibt es eine gewisse Verbindung bestimmter Ausprägungen mit dem Erfolg im Berufsleben. Diese Zusammenhänge sind sicher nicht zwangsläufig, aber durchaus wahrscheinlich.
Personen, die im Rahmen der Big-Five-Persönlichkeit über hohe Werte in der Gewissenhaftigkeit verfügen, arbeiten effizienter und sorgfältiger und haben daher beruflich mehr Erfolg. Menschen mit hohen Neurotizismuswerten hingegen vermeiden Stress und Konfrontationen und gehen daher weniger Risiken ein – und haben folglich oft auch geringere Erfolgsaussichten.
Viele Menschen haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis und scheuen Neues, arbeiten aber gewissenhaft. Nicht selten sind sie als Angestellte oder Beamte zu finden. Selbstständige hingegen sind meist äußerst offen und haben geringe Werte beim Neurotizismus, um die Risiken und Rückschläge emotional besser abfedern zu können.
Expertentipp
Manche Unternehmen nutzen die individuelle Big-Five-Persönlichkeit eines Bewerbers, um dessen Eignung zu analysieren. Vor allem Führungskräfte werden eher ausgewählt, wenn sie emotional belastbarer, geistig offener, risikobereiter, aber weniger entgegenkommend sind.
Kurz und knapp: Big-Five-Persönlichkeit
Das Big-Five-Persönlichkeitsmodell unterteilt die menschliche Persönlichkeit in fünf Kerneigenschaften, diese sind Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Jede Charaktereigenschaft hat zwei Ausprägungsrichtungen. Mittels eines Tests werden die jeweiligen Ausprägungen ermittelt und ein Persönlichkeitsprofil erstellt. Daraus lassen sich Rückschlüsse zur Eignung für gewisse Berufe oder Arbeitsmodelle ableiten, aber auch Hilfen für das tägliche Leben generieren.